Hungernde Montlinger Bevölkerung
Grosses Leid brachten die Jahre 1813 – 1820 über die Montlinger Bevölkerung und die Nachbarn der umliegenden Dörfer.
Ganz besonders hart meinte es das Jahr 1817 mit den Einwohnern der Talschaft. Wegen der anhaltend schlechten Witterung war ein Jahr schlimmer als das andere. In den Sommermonaten regnete es beinahe unaufhörlich. Nur wenige Sonnentage heiterten den sonst wolkenbehangenen Himmel auf. Durch das anhaltende Schlechtwetter konnte die Ernte nicht gut sein. Als einziges Nahrungsmittel versprach die Kartoffel einen vernünftigen Ertrag. Als dann aber an mehreren Orten der Rhein und die Bäche über die Ufer traten, war es auch um die Kartoffelernte geschehen.
Die Lebensmittel waren sehr knapp und die Preise kletterten auf unzumutbare Höhen. Einzig das Fleisch war einigermassen erschwinglich. Zufolge Futterknappheit musste nämlich das Vieh abgetan werden, sodass beim Fleisch für kurze Zeit eher ein Überfluss verzeichnet werden konnte.
Die jämmerliche Lebensmittelverknappung und die unerträgliche Teuerung versetzten unsere Bevölkerung in grosse Not. Oft musste man sich mit Knochen begnügen, welche dann abgeschabt wurden. Zudem sah man vielerorts Menschen, welche sich an den Küchenabfällen anderer gütlich tun mussten. In besonders armen Verhältnissen kochte man sogar Gras und ass dieses.
Der Hungertod war sehr häufig. Dank wohltätiger Einrichtungen und einem separaten Armenfonds musste glücklicherweise in Montlingen niemand an Hunger sterben. Für besonders Bedürftige richtete die Ortsgemeinde sogar einen zusätzlichen „besonderen Armenfonds“ ein. In Altstätten allerdings kamen mehr als 200 Personen um.
Wenn sich in jener Zeit Menschen begrüssten, horchte man vergebens nach dem „Wie geht es?“. Die Frage lautete immer: „Hast du heute schon gegessen?“. In einzelnen Teilen der Bevölkerung hat sich diese Frage zur Begrüssung bis in die heutige Zeit erhalten. Allerdings wurde sie im Laufe der Jahre – aus welchen Gründen auch immer – zu einem kurzen „Gäassa?“ abgeändert und findet nur noch bei der Begrüssung nach dem Mittagessen Anwendung.